Nr. 135 – Rhein-Lahn-Kreis. Das Graue Langohr (Plecotus austriacus) gehört zu den stark gefährdeten Fledermausarten in Deutschland. Charakteristisch für diese Art sind ihre auffallend großen Ohren, (ihr verschmitztes Lächeln, wie auf dem Bild zu sehen) sowie ihre Bindung an gebäudenahe Lebensräume, bevorzugt in den wärmeren Tallagen, wie sie in Rheinland-Pfalz typisch sind. Hier findet das Graue Langohr geeignete Unterschlüpfe – etwa in Kirchtürmen, Dachböden oder auch Scheunen.
Der Verlust geeigneter Quartiere, etwa durch Sanierungsarbeiten an Gebäuden oder das unbeabsichtigte Verschließen von Einfluglöchern, zunehmende Lichtverschmutzung und der Rückgang von Insekten durch Pestizide setzen der Art zu. In der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands aus dem Jahr 2020 wird das Graue Langohr als vom Aussterben bedroht eingestuft.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde ein landesweites Schutzprojekt vom NABU Rheinland-Pfalz und seiner Koordinationsstelle für Fledermausschutz ins Leben gerufen. Das Projekt wird außerdem vom Land Rheinland-Pfalz unterstützt und gefördert.
Auch der Zweckverband Naturpark Nassau beteiligt sich als regionaler Partner an dem Projekt mit dem Ziel, den Fortbestand der Art langfristig zu sichern.
Hierbei ist auch die derzeitige FÖJlerin des Naturparks aktiv in das Projekt eingebunden. Im Rahmen ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres nutzt sie das Vorhaben als zentrales Thema eines FÖJ-Projekts und begleitet sowohl die Erhebungen als auch die Öffentlichkeitsarbeit. „Das ist eine weitere gute Gelegenheit für mich, um wertvolle praktische Erfahrungen im Naturschutz zu sammeln und gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz dieser besonderen Art zu liefern“ so Naturpark-FJÖlerin Amelie Eickenboom.
Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Erfassung und Sicherung von Quartieren – insbesondere der sogenannten Wochenstuben, in denen die Weibchen ihre Jungen gebären und aufziehen. Dabei werden sowohl Altnachweise auf Wochenstuben und Quartieren aus den 1990er-Jahren erneut untersucht als auch neue potenzielle Standorte systematisch erfasst. Die gewonnenen Daten sollen dabei helfen, um den aktuellen Bestand besser einschätzen und gezielte Schutzmaßnahmen entwickeln zu können.
Auch im Naturparkgebiet erfolgen gezielte Kontrollen potenzieller Quartiere. Solche Strukturen finden sich vielerorts; auch in kleineren Gemeinden. Verantwortliche können sich bei Hinweisen oder Fragen gerne an den Naturpark (info@naturparknassau.de) oder direkt an die Koordinationsstelle für Fledermausschutz wenden.
„Der Naturpark setzt sich seit vielen Jahrzehnten intensiv für den Schutz heimischer Fledermäuse ein, da passt das Projekt zum Grauen Langohr sehr gut in unsere Tätigkeitsbereiche. Einige Objekte konnten wir auch schon untersuchen, etwa in Isselbach, Eppenrod, Nassau, Filsen und Bad Ems, wo wir überall zumindest Kotspuren, wahrscheinlich auch von der Art, entdecken konnten. Leider haben wir darüber hinaus bislang nur wenige Rückmeldungen auf unsere Kontaktanfragen erhalten. Daher möchten wir nochmals an alle angeschriebenen Gemeinden und Eigentümer appellieren, das Projekt zu unterstützen – jede Information kann einen wichtigen Beitrag zum Schutz der stark bedrohten Art leisten,“ so Naturparkreferent Stefan Eschenauer.
Foto: Rolf Klenk