Schockanrufe: So lassen Sie sich nicht überrumpeln


Nr. 315 – Rhein-Lahn-Kreis. Fette Beute machen: Nur dieses Ziel verfolgen Kriminelle mit sogenannten Schockanrufen. Wer weiß, wie die Täter vorgehen, ist am Telefon vorbereitet und kann sich wehren, bevor das Geld in Gefahr ist.

Angeblich sind Diebe im Anmarsch, Falschgeld im Haus, Angehörige in Not oder Lebensgefahr: Kommt aus heiterem Himmel ein Anruf von vermeintlichen Polizisten, Staatsanwälten oder anderen Vertretern staatlicher Institutionen, die Notsituationen oder Verbrechen suggerieren, ist höchste Skepsis und Vorsicht geboten.

Vor allem dann, wenn es sofort auch um angebliche finanzielle Verpflichtungen oder die Herausgabe von Wertgegenständen und Bargeld geht. Gleiches gilt, wenn vermeintliche Verwandte oder Bekannte am Telefon oder per Nachricht eine Notlage schildern, in die sie angeblich geraten sind, und um Geld bitten (Enkeltrick).

Wie heraus aus der Situation? Einfach auflegen!

Denn hier sind keine Amtsträger, Angehörige oder Freunde am Werk, sondern Betrüger. Und zwar solche, die so dreist agieren und so großen Druck aufbauen, dass viele eingeschüchterte Angerufene sich kaum aus der Situation befreien können.

Dabei ist die allerbeste Strategie gegen die Kriminellen so naheliegend wie einfach: Sofort auflegen, rät die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). Das ist nicht unhöflich, sondern schützt die Angerufenen und ermöglicht es ihnen, durchzuatmen und sich neu zu sortieren.

 

Not-OP bis Straftat: Zahllose Betrugsszenarien

Auch hier sollte man sich keinesfalls verunsichern oder unter Druck setzen lassen, selbst wenn die Anrufer real anmutende, aber natürlich frei erfundene Szenarien vorspielen, beispielsweise

  • den schweren Unfall eines Angehörigen,
  • eine vorab zu bezahlende, lebensrettende Not-OP für ein Familienmitglied,
  • einen bevorstehenden Einbruch daheim,
  • eine Straftat mit Beteiligung eines Verwandten,
  • ein unsicheres Bankschließfach,
  • den Besitz von Falschgeld oder gestohlenen Wertgegenständen.

Denn die Betrüger arbeiten ganz bewusst mit dem Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu schnellen, unüberlegten Entscheidungen zu drängen.

Permanente Telefonkontrolle bis zur Übergabe

Alternativ wird das Opfer zu einem Übergabeort gelotst; das kann im Zweifel sogar vor der Bank sein, in der das Opfer sein Schließfach leeren oder Geld abheben soll. Dabei versuchen die Betrüger, durch permanentes Telefonieren zu isolieren und bis zur erfolgten Übergabe zu verhindern, dass das Opfer mit jemand anderem Kontakt aufnimmt.

So machen Sie es falschen Polizisten, Enkeln & Co schwer

Mit diesen Tipps der Kriminalprävention befreien Sie sich aus Situationen, in denen Ihnen Daten oder Geld abgejagt werden sollen:

  • Bei Schockanrufen am besten sofort auflegen.
  • Niemals raten, wer anruft, sondern Anrufer grundsätzlich auffordern, ihren Namen selbst zu nennen.
  • Erkennt man einen Verwandten oder Bekannten am Telefon nicht, erfragt man am besten Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann.
  • Sich Zeit nehmen, um Angaben zu prüfen: Wer Zweifel hegt, ob ein Anrufer wirklich derjenige ist, für den er sich ausgibt, oder ob eine Nachricht authentisch ist, sollte den betreffenden Menschen einfach unter einer altbekannten Nummer anrufen.
  • Erscheint ein Anruf verdächtig, möglichst die Nummer notieren und sofort die Polizei über die 110 informieren.
  • Niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen übergeben.
  • Grundsätzlich keine Unbekannten in die Wohnung oder ins Haus lassen.
  • Wer Schockanruf- oder Enkeltrick-Opfer geworden ist, sollte die Tat unbedingt bei der Polizei anzeigen. Das kann den Ermittlern helfen, Zusammenhänge zu erkennen und die Täter zu überführen.

KI hilft Kriminellen: Täuschend echte Stimmimitate

Selbst wenn man glaubt, mit Familienmitgliedern oder Freunden zu sprechen, ist höchste Skepsis angebracht. Denn Betrüger nutzen inzwischen auch künstliche Intelligenz, um die Stimme eines Menschen täuschend echt für Schock- oder Hilfe-Anrufe zu imitieren, warnt die Verbraucherzentrale Bremen.

Künftigen Betrugsversuchen vorbeugen: fünf Tipps

Ganz gleich, wie die Kriminellen welche Geschichten erzählen, ihre Strategie ist immer dieselbe: Menschen sollen überrumpelt werden, es mit der Angst zu tun bekommen und unter Handlungsdruck gesetzt werden. Doch in fünf einfachen Schritten bereiten Sie sich und andere auf mögliche kritische Situationen in der Zukunft vor:

  • Niemals am Telefon oder anderswo Informationen über persönliche und finanzielle Verhältnisse preisgeben. Das hilft im Zweifel Kriminellen, ihre frei erfundenen Geschichten an ihr Opfer und seine Lebensbedingungen anzupassen.
  • Mit Verwandten, gegebenenfalls auch mit Freunden, ein Codewort vereinbaren, das nur der involvierte Personenkreis kennt. Dieses Wort kann notfalls abgefragt werden, um sicherzustellen, dass Anrufer auch wirklich die sind, für die sie sich ausgeben.
  • Am besten lässt man sich aus dem Telefonbuch austragen. Das persönliche Umfeld hat die eigene Telefonnummer ohnehin und muss diese nicht nachschlagen. Wer nicht auf den Eintrag verzichten möchte, lässt am besten den Vornamen streichen oder auf den ersten Buchstaben abkürzen, damit Täter keinen Hinweis auf das Alter bekommen (aus Herta Schmidt wird etwa H. Schmidt). Ein Änderungsformular bietet die Kriminalprävention zum Download an.
  • Es ist sinnvoll, sich gedanklich auf solche Anrufe vorzubereiten. Dazu gehört auch, Verwandte und Bekannte vor solchen Betrügereien zu warnen. Denn wer von einer Masche schon einmal gehört hat, den oder die können die Betrügerinnen und Betrüger nicht mehr so eiskalt erwischen.
  • Wer immer wieder von bestimmten Nummern belästigt wird, kann diese etwa im Smartphone blockieren. Es ist auch sinnvoll, solche Nummern bei der Bundesnetzagentur zu melden. Beschwerden sind etwa per E-Mail (rufnummernmissbrauch@bnetza.de) oder per Online-Formular möglich. Und wer sich etwa bei Whatsapp mehr abschotten möchte, kann in den Einstellungen unter "Datenschutz" die Option "Anrufe von Unbekannt stummschalten" aktivieren.

Quelle: ntv.de, awi/dpa

Die von der Polizei in Koblenz ausgebildeten Senioren-Sicherheitsberater*innen im Rhein-Lahn-Kreis möchten ihre Erfahrung und ihr Wissen an die Bürger*innen weitergeben. Sie sind als Multiplikatoren nicht mehr wegzudenken und haben als Ansprechpartner*innen eine hohe Akzeptanz. Sie sind Dank der regelmäßig durchgeführten Fortbildungsveranstaltungen des Polizeipräsidiums Koblenz oder externen Referenten immer gut informiert und können ihr Ehrenamt fachkundig ausüben.

Wer als Senioren-Sicherheitsberater*in tätig ist, erfahren Sie beim Seniorenbüro „Die Brücke“, Uschi Rustler, Insel Silberau 1, 56130 Bad Ems, Tel.: 02603/972-336,

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