Nr. 207 – Rhein-Lahn-Kreis. Der Titel der Bertelsmann Studie klingt auf den ersten Blick unspektakulär. „Nachschulische Bildung in Deutschland“ lässt nicht im Ansatz erahnen, was den Leser auf den 48 Seiten der Studie erwartet. Die Inhalte der Untersuchung, die seitens der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) erstellt hat, zeichnet ein dramatisches Bild dessen, was mit Jugendlichen nach dem Schulabschluss geschieht.
Der schwerste Schlag gleich zu Beginn: Nur 43 Prozent der Jugendlichen starten direkt und dauerhaft nach dem Schulabschluss ein Studium oder eine Ausbildung. Welche Konsequenzen das hat – für die jungen Menschen selbst und für die deutsche Wirtschaft, ist kaum in Gänze zu erfassen. „Einen Beruf zu haben, ist ein zentraler Baustein für eine gesicherte Zukunft“, sagt Landrat Jörg Denninghoff, „es geht dabei um weit mehr als nur finanzielle Sicherheit. Eine Ausbildung verleiht Selbstvertrauen, fördert die persönliche Entwicklung und schafft Perspektiven.“
Die Studie zeigt, dass der hohe Prozentsatz von Ausbildungsverweigerern nicht sogenannten „Gap-Years“ oder nachschulischen „Auszeiten“ geschuldet sind. Mehr als 20 Prozent der jungen Menschen, die keine Ausbildung beginnen, streben einen direkten Einstieg ins Erwerbsleben an – ohne Ausbildung. Letztlich landet ein Drittel dieser Schulabgängerinnen und Schulabgänger in Übergangsmaßnahmen, fast die Hälfte schafft dennoch nicht den Einstieg in eine Ausbildung. Auch die Zeit heilt hier nicht, denn nach vier Jahren sind immer noch 15 Prozent der Schulabgänger ohne Berufsausbildung. Besonders schwierig ist die Situation für Schülerinnen und Schüler, die ihre Schulzeit mit der Berufsreife abschließen. Dabei ist die Zahl an jungen Menschen mit Migrationshintergrund besonders hoch.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig – und laut der Studie nicht neu. Sie verweist auf eine Entwicklung, die seit Jahren anhält und deren Ende noch nicht absehbar ist. Neben besonderen Belastungen wie der Pandemie mit ihren Auswirkungen auf den Schulbetrieb gibt es einen Grund, der immer wieder Erwähnung findet. Mangelnde Orientierung. „Für junge Menschen ist es eine Herausforderung, sich im Leben zu positionieren“, sagt WFG Geschäftsführerin Tanja Steeg, selbst Mutter einer Tochter im Teenager-Alter, „den Platz in der Welt, in der Gesellschaft, im Berufsleben zu finden, das sind alles wichtige Schritte hin zum Erwachsensein. Da ist Unterstützung keine schlechte Sache. Wie nötig sie ist, zeigt die Studie jetzt sehr eindrucksvoll. Und sie bestätigt unser Engagement.“ Auch Landrat Jörg Denninghoff weist auf die Berufs- und Ausbildungsmesse hin. „Die Unterstützung bei der Ausbildungswahl beginnt rund um die JOBNOX® schon, wenn das WFG-Team in die Schulen im Kreis gehen und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die Vorbereitung auf den Besuch der JOBNOX® vornehmen.“
Die langfristigen Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Wirtschaft zeichnen sich ab. „Der Fachkräftemangel ist bereits seit Jahren ein wesentlicher Hemmschuh für wirtschaftlichen Erfolg. Seit vielen Jahren können Fachkräftestellen zum Teil nicht besetzt werden. Auch hier versuchen wir mit der JOBNOX® eine Plattform zu bieten, die es Unternehmen ermöglicht, sich potenziellen Mitarbeitenden zu präsentieren. Wie wichtig solche Maßnahmen sind, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Sie prognostiziert für das Jahr 2028 fast 800.000 fehlende Fachkräfte. Studienautor Jurek Tiedemann vom Institut der Deutschen Wirtschaft: „Dass aktuell die Zahl der offenen Stellen zurückgeht, darf nicht über den strukturellen Fachkräftemangel in vielen Bereichen hinwegtäuschen. Insbesondere in Berufen, die eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern, fehlen Mitarbeiter. Diese machen mehr als die Hälfte der gesamten Fachkräftelücke aus. Unternehmen haben hier zudem immer größere Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Politik sollte gezielt gegensteuern – durch eine intensivere Berufsorientierung, die an allen Schulen die Chancen einer Ausbildung vermittelt und gezielt über Mangelberufe und deren Beschäftigungs- und Karrierechancen aufklärt.“
„Wir sehen durch die Studie bestätigt, dass wir mit der JOBNOX® und dem Matchmaking bereits vor drei Jahren den richtigen Weg eingeschlagen haben, um sowohl unsere jährlich rund 2.400 Schulabgängerinnen und Schulabgänger bestmöglich zu unterstützen, als auch unseren Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis eine professionelle, moderne Plattform zur Präsentation zu bieten,“ konstatiert Landrat Jörg Denninghoff.
Die JOBNOX® ist eine Veranstaltung des Rhein-Lahn-Kreises und der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft Rhein-Lahn mbH und wurde dieses Jahr bereits das dritte Jahr in Folge am Limeskastell in Pohl auf einem rund 15.000 qm großen Messegelänge ausgerichtet. Mit 119 Messeständen ist die JOBNOX® zwischen Köln und Frankfurt mittlerweile die größte Messe für Beruf, Karriere und Gewerbe. 2025 boten die Aussteller der JOBNOX® über 350 Ausbildungs- und Studienberufe und 430 Fachkräftestellen an.
Foto: UPVIS