Unter dem bundesweiten Motto der Interkulturellen Woche Dafür ergänzt um den Nassau’schen Untertitel „Leben mit zwei Kulturen“, fand am Wochenende vom 5. bis 7. September das Fest der Kulturen in Nassau statt.
Auftakt mit Dr. Umes Arunagirinathan
Zum Start luden der Beirat für Migration und Integration des Rhein-Lahn-Kreises sowie die Stadt Nassau am Freitag den Herzchirurgen und Autor Dr. Umes Arunagirinathan in den Kulturkeller ein. 1990 schickte seine Familie den damals zwölfjährigen Tamilen aus Sri Lanka mit Hilfe von Schleppern nach Deutschland, um ihn vor Bürgerkrieg, Zwangsrekrutierung als Kindersoldat oder Verfolgung zu schützen. Über Togo und Ghana gelangte er nach Frankfurt. Acht Monate dauerte seine Flucht. In seinem Buch Grundfarbe Deutsch schildert er seinen Weg und sein Verständnis von Zugehörigkeit: Auch wenn aus einem Mangobaum keine deutsche Eiche werde, sei Deutschland sein Land geworden – ein Land, für das er sich als Streiter für Gleichberechtigung und Zusammenhalt einsetzt.
Mit großer Offenheit sprach er über Sprache, Werte und Freiheit als Grundlage des Miteinanders. Zum Abschluss las er einen Artikel vor, den er einst nach der Ablehnung seines Asylantrags für die Schülerzeitung schrieb – eine Zeit, in der ihn ein Lehrer entscheidend unterstützte. Heute lebt er seinen Traum: Abitur, Medizinstudium in Lübeck, Herzchirurg. Sein Vortrag bewegte die Zuhörerinnen und Zuhörer tief.
Podiumsdiskussion im Stein-Park
Auch am Sonntag stand das Thema „Gelungene Integration“ im Mittelpunkt. Auf der Bühne im Stein Park diskutierten sieben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen über ihren Weg nach Deutschland. Moderiert von Martina Kissel-Staude berichteten sie von persönlichen Herausforderungen, vom Lernen der Sprache, Schulerfahrungen, ihrem beruflichen Weg und Begegnungen mit Rassismus.
Egal ob aus Italien, Iran, Afghanistan, Georgien, Marokko oder Syrien – alle betonten ihre Verbundenheit mit Deutschland und sprachen von ihrer „Grundfarbe Deutsch“. Viele schilderten, wie sie bereits als Kinder Verantwortung übernahmen, indem sie für ihre Eltern bei Arztbesuchen oder Behördengängen übersetzten. Besonders eindrücklich waren persönliche Beobachtungen wie: „Warum haben in Deutschland eigentlich alle Stress?“ oder „Ich schätze die deutsche Bürokratie: sie schafft Klarheit und gilt für alle“.
Zum Abschluss teilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Wort aus ihrer Muttersprache mit dem Publikum – ein symbolischer Moment der Vielfalt.
Der Stein-Park erwies sich einmal mehr als idealer Veranstaltungsort. Zwischen den Essensständen des Türkischen Kulturvereins, der Kita, des Jugendtreffs und des Leifheit Campus herrschte reger Betrieb, Tische und Bänke waren den ganzen Nachmittag über besetzt. Der deutsch-französische Partnerschaftsverein bot Spezialitäten aus der Partnerstadt Pont-Château an, auf dem Boulodrome wurde ein Turnier ausgetragen. Für die jüngsten Gäste gab es Spiel- und Mitmachangebote der Kita Scheuern.
So zeigte sich: Nassau lebt Vielfalt – und feiert sie mit offenen Herzen.
Text: Ulrike Weiwad-Klenk, Foto: Brigitte Seck